Kolonisten- und Familienforschung
Kolonisten- und Familienforschung

Verbleib

1762 wurde in Russland der Zar ermordet, und seine Witwe bestieg als Katharina II. den Thron. Sie begann sofort mit Reformen in dem etwas rückständigen Riesenreich. Dazu gehörte auch die Besiedlung weiter, bisher ungenutzter Flächen, die nun landwirtschaftlich genutzt werden sollten. Ebenso wie in Dänemark dürften auch ihr die Vorgehensweise des preußischen Königs bekannt gewesen sein, und nun verfuhr sie genauso. Es wurde eine Werbung gestartet, die ähnlich großartige Versprechen enthielt wie die von Friedrich V. Da Katharina deutscher Herkunft war, war es naheliegend, die Werbung auch in allen Ländern zu verbreiten. So gelangte das Manifest von Katharina II. des Jahres 1763 bis in die Kolonien des Herzogtums Schleswig. Da es hier aus verschiedenen Gründen viele unzufriedene Kolonisten gab, erhoffte man sich in Russland bessere Lebensverhältnisse. So nahmen sie noch einmal die lange, beschwerliche Reise auf sich und zogen bis in das Gebiet an der südlichen Wolga.

Einladungsmanifest der Zarin Katharina Il
Deutsche Kolonien um Petersburg

Was aber hatte zur Unzufriedenheit bei den Kolonisten geführt? Zum einen war ihnen das Tagegeld gekürzt worden, außerdem warteten sie viel zu lange auf eine Siedlerstelle, wo bei sie die Bezeichnung „Reservekolonisten” führten. Die Aussichten, einmal Hofbesitzer zu werden, schienen in weite Ferne gerückt zu sein.
Über 50% aller dänischen Kolonisten gingen nach Russland. Im Laufe weniger Jahre entstanden 104 Kolonien beiderseits der Wolga. Die Anfänge hier waren schwerer und erbarmungsloser als im Herzogtum Schleswig, eine Rückkehr war jedoch so gut wie unmöglich.

Unter den hiergebliebenen Kolonisten kam es schon in der zweiten und dritten Generation zu Auswanderungen, die hauptsächlich Amerika zum Ziel hatten. Der Grund hierfür war häufig, dass nur ein Sohn – meistens der Älteste – den väterlichen Besitz übernehmen konnte, der für eine Teilung noch zu klein war. Außerdem war das Arbeitsangebot auf dem Lande und in den wenigen etwas größeren Städten zu gering, so dass man sich der „neuen Welt” zuwandte, um dort sein Glück zu suchen.